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BaZ - Artikel vom 08.07.06 - von Michel Ecklin

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Dieses Beispiel ist fiktiv, aber es zeigt, die Schwierigkeit hoch begabter Kinder: Dank überdurchschnittlicher Kreativität, Kombinationsfähigkeit und Speichervermögen sind sie schnell unterfordert, wenn man sie wie gewöhnliche Kinder auszubilden versucht. Die Lehrer stellen dann vor allem Defizite fest, denn Hochbegabung äußert sich oft nicht in guten, sondern in schlechten Schulnoten. Zudem sind die Eltern verunsichert, wenn ihr Kind permanent Warum-Fragen stellt und hinter allem Gegenargumente sucht.
Um zu klären, was hoch begabte Kinder brauchen, leitet Hildegard Vowan-Sobolewski in Rheinfelden die Beratungsstelle <<Geistreich>>. Je nach Kanton stehen ihnen dann spezielle Programme für hoch begabte Schüler offen, in denen mit offenen Fragen das komplexe Denken mit mehreren Lösungsmöglichkeiten geübt wird.

Darauf sind Hochbegabte angewiesen, denn ständig unterfordert zu sein, ist für sie eine Art Stress, der zu psychosomatischen Störungen bis hin zu Depressionen führen kann. Oft muss man aber auch ihre negative Selbstwahrnehmung ändern, weil sie von anderen Kindern schlecht akzeptiert sind. Mit ihrem ständigen Denken gelten sie als altklug und ecken an, Erwachsene sehen in ihnen vor allem Störenfriede. <<Dabei wären Hochbegabte extrem sozialkompetent, weil sie sehr sensibel sind.>>, betont Cowan-Sobolewski. Stattdessen tendiere man aber dazu, sie wegen angeblicher Hyperaktivität mit Medikamenten still zu stellen.

Keine Eliteschulen. Die Beratungsstelle in Rheinfelden ist privat organisiert, für ratsuchende Eltern ist sie deshalb kostenpflichtig. Cowan-Sobolewski hofft, dass sich das eines Tages ändern wird. <<Mein Ziel ist keinesfalls die Einrichtung von Eliteschulen für Hochbegabte>>, stellt sie klar. Die meisten Betroffenen könne man innerhalb der normalen Schulen speziell fördern. Nur für einige wenige sei eine vollständige separate Institution sinnvoller. Hochbegabte, weiß sie aus Erfahrung, wollen Bestimmer sein, weil sie spüren, dass sie sich nur so entfalten können. << Solange nach hoch qualifizierten Führungskräften gerufen wird, sollte man dieses Potenzial nicht ungenutzt lassen>>, meint die ausgebildete Lehrerin. Nehme man hingegen keine Rücksicht auf die Besonderheiten von Hochbegabten, laufe man Gefahr, dass ihre Fähigkeiten verschwänden.

Sie wünscht sich deshalb an allen Schulen einen Lehrer, der sich mit Hochbegabten auskenn, ähnlich wie allen Schülern ein Heilpädagoge zur Verfügung steht. Die Schweizer Schulen seien durchaus bemüht, mit Hochbegabten sinnvoll umzugehen, oft fehle aber den Lehrkräften die nötige Ausbildung und das praktische Know-how dafür. Und dieses stellt <<Geistreich>> zur Verfügung.



Artikel Infos:
Zeitung: BaZ
Datum: 8.Juli.2006
Seite: 22
 
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